Die Rudolf Steiner Schule Berlin-Dahlem im Interview zum Thema "Waldorfschule heute"

Die Rudolf Steiner Schule Berlin-Dahlem im Interview zum Thema "Waldorfschule heute"



Vor Kurzem habe ich Euch auf den Netzwerken, die Frage gestellt: "Was wolltet Ihr schon immer mal über die Waldorfschulen wissen?".

Daraufhin bekam ich unglaublich viele Emails und Nachrichten über die Sozialen Netzwerke mit Euren Fragen. Einige der Fragen waren sich ähnlich oder überschnitten sich, daher habe ich für das Interview nicht alle verwendet. 

Aber 24 Fragen, die ich zusammengestellt habe, wurden mir von der Geschäftsführung und Lehrern der Rudolf Steiner Schule Berlin e.V. beantwortet. Herausgekommen ist ein sehr interessantes und besonderes Interview, das Ihr nun hier lesen könnt


Dazu habe ich viele tolle Bilder, um Euch einen kleinen Einblick in den Schulalltag zu ermöglichen. Ich wünsche Euch nun viel Freude beim Lesen.

Quelle: www.rudolf-steiner-schule-berlin.de
 
Interview mit der Rudolf Steiner Schule Berlin- Dahlem zum Thema „Waldorfschule heute“

1. Wenn man von Waldorfschulen spricht, hört man sofort das Klischee „Namen tanzen“ – Eurythmie hat doch bestimmt einen pädagogischen Hintergrund.
Welcher ist das?

Quelle: www.rudolf-steiner-schule-berlin.de
Eurythmie ist eine Bewegungskunst, die Koordination, Kooperation, Konzentration und Kreativität fördert. Die Schülerinnen und Schüler lernen, Musik und Lyrik durch Bewegung auszudrücken. Eine unserer Schülerinnen hat zu dem bei uns sehr beliebten Unterrichtsfach folgendes Gedicht geschrieben:


Die Poesie berühmter und unbekannter Künstler,

Die Musik bekannter und unberühmter Komponisten,

Sie steht in Listen,

Fein aufgeschrieben und begrenzt

Doch wenn du sie ließt und hörst,

Dich nichts dabei stört

Dann wird sie lebendig

Und beständig in deinen Gedanken

Vielleicht hält dich ihr Schriftbild noch in Schranken

Doch sie weckt Bilder in dir

Sie läßt etwas in dir erblühen,

Du beginnst die Bilder zu formen,

Du regst dich, du bewegst dich

Die Bilder beginnen durch dich zu leben,

Klar vor dem Anderen zu schweben

Was so entsteht, sich bewegt ist Eurythmie.

Denn Eurythmie ist die bewegte Poesie

Von Schirin Seider

Zum Ende jeden Schuljahres werden die Arbeiten aus dem Eurythmieunterricht mit zwei öffentlichen Bühnenpräsentationen, dem Eurythmieabschluss der Oberstufe (Klassen 9 bis 12) und dem Eurythmieabschluss der Mittelstufe (Klassen 5 bis 7) dargestellt und zum Abschluss gebracht.

2. Gibt es in der Waldorfschule einen Lehrplan oder können die Kinder tun und lassen, was sie wollen? Was passiert, wenn ein Kind nichts lernen möchte, sondern nur spielen einfordert?

Waldorfschulen arbeiten mit einem Lehrplan, der sich an der Entwicklung der Kinder orientiert. Einerseits greift der Lehrplan der Waldorfschulen die Notizen auf, die Caroline von Heydebrandt nach zum Teil mündlichen Angaben Rudolf Steiners gemacht hat und andererseits ist der von Tobias Richter herausgegebene Lehrplan der Waldorfschule und der daraus entstandene und als Weiterentwicklung zu verstehende Bildungsplan der Waldorfschule (Hrsg. von Götte, Loebell und Maurer) eine wichtige Arbeitsgrundlage. 

Die Schülerinnen und Schüler können in der Schule nicht tun und lassen was sie wollen, sondern sie werden durch die Vorgabe von Themen und Aufgabenstellungen in ihrer Entwicklung aktiv begleitet, gefordert und gefördert.

Quelle: www.rudolf-steiner-schule-berlin.de
Unsere Erfahrung ist, dass alle Kinder, die in die Schule kommen, lernen möchten. Das Lernen im Spiel ist gerade in der Unterstufe ein wichtiges pädagogisches Instrument, das sich z.B. durch Theaterspielen, Planspiele und Sportspiele bis in die Oberstufe fortsetzt.

3. Wie hat Rudolf Steiner es gemeint, wenn er stets die Gemeinschaft betonte, wie in seinem Zitat: Heilsam ist nur, wenn im Spiegel der Menschenseele sich bildet die ganze Gemeinschaft und in der Gemeinschaft lebt der Einzelseele Kraft. Steht die Gemeinschaft tatsächlich über der Einzelseele Kraft?

Wir verstehen das Zitat so, dass die Gemeinschaft nicht über der Einzelseele Kraft steht, sondern dass die Einzelseele auf die Gemeinschaft und die Gemeinschaft auf die Einzelseele gleichermaßen angewiesen ist. Die Gemeinschaft muss so sein, dass der Einzelne frei in ihr existieren kann.


Quelle: www.rudolf-steiner-schule-berlin.de

4. Würde eine Waldorfschule auch einen Schüler aufnehmen der vorher NICHT in einem Waldorf Kindergarten war?

An der Rudolf Steiner Schule nehmen wir regelmäßig Kinder auf, die vorher keinen Waldorfkindergarten besucht haben.

5. Wie wird in Waldorfschulen mit Behinderungen und schwerstbehinderten Menschen umgegangen? Also ist es überhaupt möglich mein schwerstbehindertes Kind in einer Waldorfschule einschulen zu lassen?


Wir haben bei uns an der Rudolf Steiner Schule in Dahlem einzelne behinderte Kinder. Für ausgewiesen schwerstbehinderte Kinder können wir die notwendige Einzelbetreuung und Förderung nicht gewährleisten. Das liegt auch daran, dass wir dafür anders als die staatlichen Schulen vom Berliner Senat keine zusätzlichen dem Einzelfall zugewiesenen Finanzmittel erhalten.

Quelle: www.rudolf-steiner-schule-berlin.de

6. Wie sieht standardmäßig der Umgang mit Konflikten, Mobbing und Gewalt in Waldorfschulen aus? Werden Täter auch begrenzt?

In unserer Schulgemeinschaft kommen auch Konflikte und Mobbingfälle vor. Wir haben an der Rudolf Steiner Schule in Dahlem Schülerkonfliktlotsen, die klassenintern aber auch klassenübergreifend in Konfliktsituationen helfen und Lösungsansätze entwickeln. Diese Schülerkonfliktlotsen werden von Schülerinnen und Schülern, die von einem Konflikt oder Mobbing betroffen sind, unmittelbar angesprochen oder sie werden von den Lehrerinnen und Lehrern hinzugezogen. Schülerkonfliktlotsen sind Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 7 bis 12, in der Regel zwei pro Klasse. Sie machen zunächst über ein Schuljahr eine kleine Ausbildung in Moderationstechniken und jährlich einen Ergänzungskurs. Diese Ausbildung wird von zwei Kolleginnen, die ausgebildete Mediatoren sind, durchgeführt. Diese beiden Kolleginnen stehen für alle Menschen unserer Schulgemeinschaft als Ansprechpartner in Konfliktfällen zur Verfügung. Zusammen mit vier entsprechend qualifizierten Eltern bilden sie das Mediations- und Moderationsteam der Rudolf Steiner Schule.

Täter werden selbstverständlich in ihrem Tun begrenzt.



7.  Kann man von einer Waldorfschule ohne Probleme auf eine staatliche Schule wechseln? Sehen Sie darin Schwierigkeiten?

Ein Wechsel auf eine staatliche Schule ist meistens ohne Probleme möglich, dabei sind evtl. Besonderheiten, wie z.B., dass wir den mittleren Schulabschluss in der 11. und nicht in der 10. Klasse vergeben, zu berücksichtigen. Für den Wechsel wird von uns, auf Verlangen der aufnehmenden Schule ein Notenzeugnis ausgestellt. Von unseren ca. 800 Schülern wechseln pro Schuljahr zwei bis vier auf eine staatliche Schule.
 
8. Gibt es bei einer Waldorfschule spezielle Aufnahmekriterien?

Wir haben keine expliziten Aufnahmekriterien, die zu erfüllen sind. Natürlich sind wir darauf angewiesen, dass die Eltern unserer Schülerinnen und Schüler die Waldorfpädagogik befürworten und durch ihre Mitarbeit unterstützen.
 
Quelle: www.rudolf-steiner-schule-berlin.de

9. Gibt es in der Waldorfschule ein Sitzenbleiben?

Es gibt an der Waldorfschule kein Sitzenbleiben. In seltenen Fällen wird mit Blick auf die persönliche Entwicklung eines Kindes, z.B. eine lange Erkrankung, die Wiederholung eines Jahrgangs eingeräumt.

10. Sind Kinder mit Legasthenie an der Waldorfschule besser aufgehoben?

Die waldorfpädagogischen Prinzipien können Legasthenikern eine Hilfe sein und können im gleichen Maße ein Risiko sein. So kann das Abwarten einer individuellen Entwicklung eine Hilfe sein, weil weniger Leistungsdruck entsteht und das Abwarten birgt gleichzeitig die Gefahr, notwendigen Förderbedarf zu spät zu erkennen.

11. Was antwortet Ihr Kollegium Eltern, wenn diese die Sorge haben in der „Waldorfschulwolke“ würde man nicht aufs „echte Leben“ vorbereitet werden? Wie kann ich den Eltern diese Sorge nehmen?

Viele unserer Kindergarteneltern sind total glücklich im Waldorfkindergarten – schließen aber die Waldorfschule von vornherein deswegen aus.
Eine glückliche Kindheit und eine erfüllte Schulzeit sind die beste Vorbereitung  für das Erwachsenenleben. Waldorfeltern, Waldorfschüler und Waldorfschulen sind Bestandteil des echten Lebens und bilden keine abgekapselte Waldorfschulwolke. Wir sind mit den gesellschaftlichen Fragen konfrontiert und versuchen mit den waldorfpädagogischen Ideen, das Leben der Gesellschaft zu bereichern.

Quelle: www.rudolf-steiner-schule-berlin.de
12. Was passiert, wenn ein Kind so gar nicht mit dem Klassenlehrer zurecht kommt?
Wenn ein Kind gar nicht mit dem Klassenlehrer zurechtkommt, kann die individuelle Lösung ein Klassenwechsel sein, die Eltern und das Kind können sich zum Verlassen der Schule entscheiden oder man findet z.B. mit Hilfe des MuM-Teams (Mediations- und Moderationsteam der Rudolf Steiner Schule in Dahlem) einen für beide möglichen gemeinsamen Weg.

13. Wie werden mit dem offenem Unterricht, freier Arbeit und der Arbeit am Wochenplan, an Stationen und mit neuen Medien umgegangen? Wie werden sie umgesetzt?

Offener Unterricht, freie Arbeit am Wochenplan und Lernen an Stationen lassen sich sehr gut mit waldorfpädagogischen Ideen kombinieren. Diese unterschiedlichen Methoden werden von unseren Kolleginnen und Kollegen in sehr verschiedenem Maß eingesetzt.
In Bezug auf die neuen Medien hat an der Rudolf Steiner Schule, wie an vielen anderen Waldorfschulen auch, ein Team von Kolleginnen und Kollegen ein Medien-Curriculum für die Klassen 6 bis 12 ausgearbeitet. Dazu gehört z.B. das Lernen von Internetrecherchen und die Bewertung von Informationen aber auch der Umgang mit unserer Unter- und Mittelstufen- sowie Oberstufenbibliothek.

Quelle: www.rudolf-steiner-schule-berlin.de

14. Was ist Epochenunterricht? Warum gibt es ihn?

An den Waldorfschulen findet im Klassenverband jeden Morgen der Hauptunterricht in der Regel von 8:00 bis  9:45 Uhr statt. In diesem Hauptunterricht wird für drei bis vier Wochen ein Unterrichtsthema z.B. Geschichte behandelt. Das nennen wir Epochenunterricht. Damit kann man in dieses Thema intensiv einsteigen, frei nach dem Motto „Ein Kessel Wasser kommt nicht zum Kochen, wenn ich ihn dreimal die Woche kurz auf den Herd stelle“. Übintensive Fächer, wie z.B.  Sprachen und Mathematik werden durch regelmäßige Fachstunden ergänzt.

15. Kann ein Klassenlehrer wirklich alle Fächer bis zur 8. Klasse abdecken?

Meistens kann ein Klassenlehrer die Fächer des Epochenunterrichtes (Hauptunterricht) abdecken. In den Fachstunden wird einiger Unterricht bereits ab der ersten Klassen von Spezialisten übernommen, z.B. Sprachen, Eurythmie und Musik. Klassenlehrer können aber auch einzelne Epochen an Fachlehrer abgeben oder gemeinsam im Team unterrichten.

16. Wie werden die Kinder an der Waldorfschule zum Lernen motiviert?

Motivation entsteht auch an der Waldorfschule durch Erfolg. Unter Erfolg verstehen wir aber nicht nur gute Leistungen in kognitiven Fächern, sondern auch den Erfolg oder die Freude an einem gelungenen Werkstück, einer schönen Theateraufführung oder einem geglückten und als interessant erlebten Landwirtschaftspraktikum. Wichtig ist es auch, dass man die Individualität des Kindes als Maßstabsgrundlage nimmt und nicht einen vermeintlich objektiven Bewertungshorizont.

Quelle: www.rudolf-steiner-schule-berlin.de

In unserem Lehrplan gehen wir davon aus, dass bestimmte Themen und Fragestellungen zu bestimmten Altersstufen passen und dass wir damit ein altersgemäßes Interesse nutzen: Drittklässler begeistern sich für die Hausbauepoche der Waldorfschule, was Neuntklässler möglicherweise nicht tun würden.

Quelle: www.rudolf-steiner-schule-berlin.de

17. Gehen nicht nur Kinder mit Lernschwierigkeiten auf eine Waldorfschule?

Nein, wir haben den Eindruck, dass an unserer Schule in etwa genauso viele Kinder mit Lernschwierigkeiten sind wie an den staatlichen Regelschulen.

18. Warum muss man für diese Schulform so viel Geld bezahlen?

Die Freien Schulen in Deutschland, egal ob kirchliche oder Waldorfschulen bekommen je nach Bundesland nur einen bestimmten Zuschuss, der weit unter den Kostenbeträgen liegt, die der Staat für seine eigenen Schulen aufbringen muss. Deswegen müssen Freie Schulen Elternbeiträge verlangen, um den Schulbetrieb finanzieren zu können. An Waldorfschulen bemisst sich der Elternbeitrag i.d.R. an der Höhe des elterlichen Einkommens.

Quelle: www.rudolf-steiner-schule-berlin.de
19. Kann man an der Waldorfschule auch Abitur machen und ist dies anerkannt?

Ja in allen Bundesländern gibt es bewährte Verfahren, dass an den Waldorfschulen in der 13. Klasse das staatlich anerkannte Abitur abgelegt werden kann.
 
Quelle: www.rudolf-steiner-schule-berlin.de

20. Gibt es auch Fremdsprachen an der Waldorfschule?

Zum Konzept der Waldorfschulen gehört es, dass zwei moderne Fremdsprachen ab der ersten, spätestens zweiten Klasse unterrichtet werden. Bei uns an der Rudolf Steiner Schule werden Russisch, Französisch und Englisch gelehrt und alle Sprachen können bis zum Abitur geführt werden.

21. Lernen die Kinder ein Musikinstrument?

An der Rudolf Steiner Schule lernen alle Kinder im Haupt- und im Musikunterricht Blockflöte, Kinderharfe und in einem Projekt in der dritten Klasse die ersten Töne auf der Geige, in der siebten Klasse als Vorbereitung für die Harmonielehre Gitarre.

Quelle: www.rudolf-steiner-schule-berlin.de

Wir empfehlen und wünschen es sehr, dass jedes Kind ab der zweiten oder dritten Klasse privat ein Musikinstrument spielen lernt und sind für unsere Orchesterarbeit in den Klassenstufen fünf bis zwölf auch sehr darauf angewiesen.

Quelle: www.rudolf-steiner-schule-berlin.de
22. Gibt es an der Waldorfschule Unterricht mit dem Computer?

Wir verwenden in keinem Unterricht Lernsoftware. Die Schülerinnen und Schüler haben bei uns ab der siebten Klasse im Rahmen des Technologie- und Medienunterrichts auch Computerunterricht. Siehe auch Frage 13.

Quelle: www.rudolf-steiner-schule-berlin.de
23. Warum verschwindet das negative Klischee der Waldorfschulen nicht, obwohl so viele Eltern mit dem staatlichen Schulsystem unzufrieden sind?

Unser Eindruck in Berlin ist so, dass in der Gesellschaft ein sehr differenziertes Bild über die Waldorfschulen existiert und negative Klischees eher in den Hintergrund treten.

24. Was kann ich meinem Kind mit auf den Weg geben, wenn es immer wieder den Satz hört „Ach, Du kannst ja Deinen Namen tanzen!“ Was kann es antworten?

Ihr Kind sollte antworten: „Ja, das kann ich und noch vieles mehr“.  Siehe auch Frage 1.

Quelle: www.rudolf-steiner-schule-berlin.de

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Ganz herzlichen Dank an die Rudolf Steiner Schule Berlin e.V., dass Sie sich alle so viel Zeit genommen haben die Fragen zu beantworten und uns diesen tollen Einblick in den Schulalltag einer Waldorfschule zu geben.

Bis bald,

  1. Sehr schönes Interview!
    Waldorfschulen haben die gleichen Probleme, wie alle anderen Schulen auch sowohl mit Kindern, Eltern und Lehrern - das sind ja alles keine Aliens dort, sondern normale Menschen.
    Unterricht sollte immer auf die Persönlichkeit abgestimmt sein und es gibt Kinder, die brauchen den Druck staatlicher Gymnasien und andere entfalten sich eben besser im Epochenunterricht und mit viel mehr Handarbeit zur kognitiven Unterstützung oder anderes. Viele Gesamtschulen arbeiten inzwischen ähnlich nach dem Waldorfprinzip.
    Was ich aber nie verstehen werde, ist das Vorurteil, dass sich Waldorfschüler schlecht in die Gesellschaft einfügen würden?!
    Ja sie schauen weniger Berlinirgendeinepostleitzahl und tragen nicht immer die hippsten Turnschuhe, aber dafür sind sie selbstbewusst, fürsorglich und offen zugewandt und wirken auf mich weniger rotzig und sehr - gesellig klingt nicht gut, aber es trifft es eher - gerade im Gegenteil, finde ich, dass Waldorfkinder der Gesellschaft viel zugewandter sind.
    Aber wie immer: bei einem passt's, beim anderen nicht! es ist, wie es ist!


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    1. Hallo liebe Sandra, danke für Deinen Kommentar und die, wie ich auch finde, wahren Worte.

      Ganz liebe Grüße, Tanja

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  2. Liebe Tanja,
    wie schön! Ich habe mich sehr auf das Interview mit der Waldorfschule gefreut und bin begeistert, dass so viele Fragen beantwortet wurden.
    Hier mein kleiner Erfahrungswert:
    Die Frage, ob Kinder an Waldorfschulen was fürs Leben lernen und das Klischee des „Namentanzens“ begegnen uns auch immer wieder. Die stellte ich mir natürlich auch, als wir als Quereinsteiger zur Waldorfschule fanden, da das sehr starre, leistungsorientierte Schubladen-System der staatlichen Schulen für uns als Familie nicht mehr tragbar war.
    Inzwischen befindet sich eines unserer Kinder in der Ausbildung und unsere zwei Jüngeren besuchen mit Freude die Schule, die Waldorfschule! Es ist schön mitzuerleben, wie sich meine Kinder da entwickeln. Sie lernen wie Dinge begonnen werden, wie man in kleinen Schritten an seinen Vorhaben arbeitet und erleben, wie ihre Werke vollendet werden und sie dann „ernten“ können. Sei es beim Bestellen des Feldes, der Pflege, der Ernte und dem späteren Brotbacken oder aber beim Anschlagen der ersten Maschen auf die Stricknadel, beim oft mühseligen Durchhalten beim Stricken der einzelnen, nicht enden wollenden Reihen und dann beim anschließenden Abketten und der Freude und dem Stolz über das fertige Werk. Das Schreiben von Jahresarbeiten und freie Vortragen scheinen teilweise, wie von selbst zu gelingen. So viel Mut und Durchhaltevermögen hätte ich mir für mich in meiner Schulzeit auch gewünscht.
    Von Jahr zu Jahr sieht man, wie die Kinder an Selbstständigkeit gewinnen und wie gut sie für das kommende Leben aufgestellt sind.
    Auch bin ich froh, dass meine Kinder nicht unter einem Bewertungssystem leiden müssen. Als Mutter brauche ich das auch gar nicht. Ich erlebe meine Kinder tagtäglich und kenne ihre Stärken und Schwächen und letzteres dürfen sie auch haben.
    Die Frage nach monatlichen Elternabenden und den Engagement (Feste, Basar) stellt sich für mich gar nicht, das ist eigentlich selbstverständlich und wichtig für mich.
    Ein Klassenlehrer mit dem Kind oder Eltern nicht klar kommen oder nicht „Hand-in-Hand“ gehen, ja das kann es auch geben, das haben wir auch einmal erlebt. Es sind alles Menschen, die Eltern, die Kinder und auch die Waldorflehrer. Es gibt Dinge, die man nicht erzwingen kann.
    Trotzdem finden wir, dass die Waldorfschule eine wesentlich bessere Alternative zur staatlichen Schule für uns ist. Wir sind froh dass unsere Kinder dort aufwachsen dürfen und freuen uns auf die kommende Zeit (das war an der staatlichen Schule leider nicht der Fall!). Wir sind sehr froh, dass unsere Kinder ihren Namen tanzen können ;o)...und vieles mehr!

    Vielen Dank für den tollen Beitrag liebe Tanja!
    Barbara

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    1. Ein kleiner Nachtrag noch:

      Eine Sorge vieler Eltern , die mir auch oft begegnet ist, dass die Waldorfschule viel Geld kostet und viel Engagement von den Eltern erwartet wird.
      Dazu möchte ich auch noch kurz etwas schreiben: von nichts kommt nichts!
      Im Grunde lernen das ja auch unsere Kinder an der Waldorfschule, wie ich es eben oben erläutert habe: Nur wenn ich sähe, kann ich später ernten.
      Wenn ich also ein schönes Sommerfest für meine Kinder und meine Familie möchte, muss ich doch vorher etwas vorbereiten, ich backe einen Kuchen, ich pflücke Blumen für den Tisch, ich bereite ein Spiel für die Kinder vor. Und so ist es auch mit den Finanzen, das Geld wird für die Lehrer und für die Räumlichkeiten benötigt. Man kann nicht nur „haben-wollen“ und „nichts-geben“… das funktioniert nun mal nicht.
      Ja, so sehe ich das :o)

      Nochmal liebe Grüße
      Barbara

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    2. Hallo liebe Barbara, oh wow, was für ein langer Kommentar. Ich sehe es wie Du und freue mich für unsere Kinder, dass sie diesen Schulweg erleben dürfen. Als Alternative, wenn meine Tochter nicht genommen worden wäre, hatten wir aber auch eine staatliche Schule, die ein sehr ähnliches Konzept umsetzt und daher bei vielen Eltern mit und ohne Waldorferfahrung sehr beliebt ist. Daher denke ich, dass auch einige staatliche Schulen ein Umdenken vornehmen, ich hoffe es werden noch mehr.
      Und zu Deinem Nachtrag, ja, so ist es! Ich habe selbst viele Jahre in Kindertagesstätten gearbeitet, aber nicht einmal gab es dort so wundervolle Feste, wie die im Kindergarten meiner Tochter. Einfach, weil das Interesse der Eltern daran auch sehr gering war und die Mitarbeit wenn überhaupt, nur Zähneknirschend stattfand.

      Liebe Grüße, Tanja

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  3. Vielen Dank für dieses interessante Interview!
    Als Grundschullehrerin hätte ich mir an manchen Stellen noch eine ausführlichere Antwort gewünscht. Da es aber darum ging Eltern einen ersten Überblick zu verschaffen, war der Rahmen durchaus angemessen.

    Toll fände ich auch ein solches Interview auch über Montessori-Schulen. Da würde ich mich sehr drüber freuen!

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    1. Hallo liebe Jessica, für einen Blogpost ist das Interview ja schon sehr umfangreich und es soll wirklich dazu dienen, um einen kleinen Einblick zu ermöglichen und ein Bild von "Waldorfschulen heute" zu bekommen. Noch mehr Informationen kannst Du aber auf der Internetseite vom Bund der freien Waldorfschulen bekommen http://www.waldorfschule.de/.

      Ganz liebe Grüße, Tanja

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  4. Liebe Tanja, da hast Du wirklich einen schönen, neutralen und dennoch einfühlsamen und umfassenden Bericht geschrieben! Auch Deine Fotos zeigen genau das, was für mich das Allerschönste an Waldorfschulen ist. Hast Du Deine Kinder auch dort? ich kenne die Dahlemer Schule. Schön ist auch, dass so viel Offenheit besteht, dass Du den Artikel schreiben durftest, dass Du Fotos veröffentlichen durftest usw. Diese Offenheit habe ich dort ebenso erlebt, eine zeitlang habe ich im Atelier des Werkkollegiums plastiziert. Das war einfach möglich!!! Was Du vergessen hast sind die Tiere ....Liebe Grüße Catharina

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    1. Hallo liebe Catharina, vielen Dank für Deinen lieben Kommentar, ich freue mich sehr, dass Dir das Interview gefällt und Du Dich darin wiederfindest, wenn Du die Schule sogar kennst. Und ich freue mich auch über die Offenheit der Schule, dass Sie bereit waren, die vielen Fragen meiner Leser zu beantworten.

      Ganz liebe Grüße, Tanja

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  5. Wir finden auch, dass das Interview einen wunderbaren Überblick gibt, ganz lieben Dank dafür! Beim Thema "Medienerziehung" würden wir gerne noch ergänzen, dass in einem Expertenkreis bereits Lehrplanempfehlungen für die Waldorfschulen erarbeitet wurden. Mehr dazu finden Interessierte hier: http://www.waldorfschule.de/waldorfpaedagogik/medienmuendigkeit-an-waldorfschulen/
    Wer noch mehr Lust auf lebendige Einblicke in das Leben an Waldorfschulen hat, wird sicher hier fündig: http://www.waldorfschule.de/medien/videos/ Besonders der Kurzfilm "Eltern vor der Schulentscheidung" kann Eltern mit all ihren Fragen in der Situation eine gute Hilfestellung geben!

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  6. Liebe Tanja,
    ich habe selten so einen guten Beitrag über Waldorfschulen gelesen. Meine beiden Kinder haben die Waldorfschule besucht. Für meinen Sohn war es genau der richtige Weg, meine Tochter konnte später aus verschiedenen Gründen ihren Platz in der Klasse nicht mehr finden. Sie hat problemlos in die Staatsschule gewechselt und dort Ihre FH-Reife gemacht. -
    Das ist, heute im Rückblick betrachtet (beide sind schon über 7 Jahre aus der Schule raus), aber nicht so wesentlich. Markant anders ist, wie sich Waldorfschüler nach der Schulzeit entwickeln und was sie aus dieser Schulzeit für kostbare Kräfte mitnehmen.
    Das Gedicht am Anfang zur Eurythmie berührt mich in diesem Sinne am meisten. Die Kinder und Jugendlichen entwickeln Sinne, die über die klassischen äußeren Sinne hinaus gehen. Diese geben ihnen eine Lebensgrundlage, eine Sicherheit, die ich bei vielen jungen Menschen heute vermisse. Die Sicherheit aus eigenem Antrieb handlungsfähig zu sein. Eigene Kräfte in die Welt zu bringen, selbst schwimmen zu können und sich aus freiem Willen mit anderen zusammen zu tun.
    Weder weil es schick ist, noch weil man es tut, noch weil man es muss, sondern weil, um die Antwort auf auf Frage 3 zu zitieren: ... "die Gemeinschaft nicht über der Einzelseele Kraft steht, sondern dass die Einzelseele auf die Gemeinschaft und die Gemeinschaft auf die Einzelseele gleichermaßen angewiesen ist. Die Gemeinschaft muss so sein, dass der Einzelne frei in ihr existieren kann."
    Das scheint mir eine der wesentlichsten Aussagen überhaupt zu sein. Und die Waldorfschüler die ich kennengelernt habe, haben genau diese Fähigkeit in besonderem Maße: selbstbewusst und achtsam teil lebendiger, gewollter Gemeinschaften zu werden.
    Ich hoffe viele Menschen nehmen Deinen Beitrag zum Anlass, sich mit Waldorfschule als Schulform mit dem entscheidenden Etwas zu befassen. Ich betrachte es als Geschenk meinen Kindern gemeinsam mit einer Waldorfschule, diesen Start ins Leben zu ermöglicht zu haben.
    Liebe Grüße, Peter

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