Wie ich zur Gebärdensprache gekommen bin

Wie ich zur Gebärdensprache gekommen bin


Vor Kurzem habe ich auf Facebook von der Seite Gebärdensprache und CI? ein Video von einem Kind geteilt, das Anderen die deutsche Gebärdensprache beibringen möchte. 

Ich fand das Video ganz toll, war mir aber unsicher, wie meine LeserInnen darauf reagieren würden. Aber ich bekam an dem Tag so viele Emails von Interessierten und hörbehinderten Menschen, mit der Bitte, mehr über das Thema Hörbehinderung und Gebärdensprache zu schreiben. 

Die internationale Gebärde für I love you/ I like you


Nun mag sich einer Fragen, was habe ich mit der Gebärdensprache zu tun? Warum kann gerade ich Euch etwas darüber erzählen? 

Gebärdensprache ist eine wunderbare Form der Kommunikation 

Ich habe keine Hörbehinderung und bin auch nicht Gebärdensprachdolmetscherin. Und doch habe ich mich viele Jahre intensiv damit beschäftigt und es ist mir seit meiner Jugend ein Herzensthema. Wir haben hörbehinderte Freunde, eine Patentante meines Sohnes, die auch eine enge Freundin von mir ist, ist Gehörlos und ich LIEBE die Gebärdensprache. Sie ist eine wunderbare Form der Kommunikation und wenn ich Hörbehinderten beim Gebärden zuschaue, bin ich immer wieder fasziniert. 

Auch Gebärden muss man regelmäßig "sprechen"


Leider ist es so wie mit jeder anderen (Fremd)Sprache, spricht man sie nicht regelmäßig, verlernt man es wieder. Ich kann mit unseren Freunden zwar Gebärden, aber nicht so fließend, wie eine Dolmetscherin. Das war früher einmal anders und ich habe die große Motivation, dies auch wieder zu ändern. Aber ich fange mal von vorne an. 

Jenseits der Stille oder mein Schlüssel zur Gebärdensprache 


Das allererste Mal bin ich mit dem Thema Hörbehinderung und der Gebärdensprache 1996 in Berührung gekommen! Damals 18 Jahre jung, war ich mit einem Freund in dem Film „Jenseits der Stille“ (Partnerlink)

Dieser unglaublich gute Film hat mich so sehr berührt, dass ich noch lange nach dem Abspann im Kino beeindruckt sitzen blieb. Ich wusste in dem Moment, das Thema wird mein weiteres Leben begleiten und schon am nächsten Morgen hatte ich den ersten Kurs in Gebärdensprache bei uns im Ort gebucht. Auf dem Blog von Sonea Sonnenschein habe ich hierzu auch einmal einen Gastpost geschrieben. 

Quelle: Pixabay

Gebärdensprache lernen 


Wenn man voller Leidenschaft für ein Thema ist, dann entwickelt man eine ziemliche Willensstärke etwas Neues zu lernen. Und obwohl die Gebärdensprache zu lernen kein Kinderspiel war, belegte ich bei uns in der Stadt einen Kurs nach dem Anderen, wechselte danach zum Gehörlosenverband Hamburg und machte weiter bis ich richtig gut Gebärden konnte. 

In dieser Zeit hatte ich regelmäßigen Kontakt zu Menschen mit einer Hörbehinderung und begann mich immer mehr für das Thema zu interessieren. 

Bücher über Gehörlosigkeit

Als ich kurze Zeit später in Hamburg Sozialwesen studierte, widmete ich der Hörbehinderung und der Gebärdensprache einige schriftliche und praktische Arbeiten innerhalb des Studiums. Aus manchen dieser Arbeiten sind dann auch Bücher (Partnerlink) entstanden. 

 

Hilfen für hörbehinderte und gehörlose Menschen 


Als Langzeitpraktikantin arbeitete ich damals in den ambulanten Hilfen für Gehörlose und Schwerhörige im Theodor Wenzel Haus in Hamburg und ehrenamtlich in einem Projekt für gehörlose Kinder in Uganda.

Gehörlosenschule in Afrika


Mit diesem Afrikaprojekt reiste ich 2004 nach Afrika, arbeitete in der St. Mark Unit School for the Deaf, ein Internat für gehörlose Kinder in Uganda. Das war eine sehr aufregende Reise mit vielen Höhen und Tiefen, die mich für mein weiteres Leben sehr geprägt hat. 

Öffentlichkeitsarbeit für das Afrikaprojekt im Gehörlosenverband

Nach der Ugandareise schrieb ich meine Diplomarbeit über die Lebenssituationen von Kindern mit und ohne Hörbehinderung in Deutschland und Uganda (Partnerlink)

Im März 2004 war ich im Fernsehen bei der Sendung „sehen statt hören“ und wurde über den Aufenthalt in Uganda in Gebärdensprache interviewt. Leider habe ich das Video in der Mediathek nicht mehr gefunden, ich hätte es Euch gerne gezeigt. 

 

Gebärdensprache im Beruf 


Viele von Euch wissen ja schon, dass ich eigentlich Sozialpädagogin bin. Nach meinem Studium habe ich in der Frühförderung gearbeitet und nebenbei viele schöne Jahre an einer Fachschule für angehende Heilpädagogen das Fach „Deutsche Gebärdensprache“ unterrichtet. 

Eines meiner liebsten Themen war und ist das Gebärden von Liedern. Das macht man ja auch mit Kindern in ganz vielen Liedern automatisch, ohne dass man es merkt. Zum Beispiel bei den Liedern „Meine Mühle die braucht Wind“ oder „Wer will fleißige Handwerker sehen“.
 
Ich liebe es, Kinderlieder und deutsche Popmusik in Gebärden zu übersetzen und so mancher Autofahrer hat schon schräg geguckt, wenn ich an der Ampel wartete und dabei zu einem Lied gebärdete. 

Nicht nur ich teile diese Leidenschaft, sondern auf sehr professionellem Niveau die Gebärdensprachdolmetscherin Laura M. Schwengber, die auf Konzerten die Hände und ihren ganzen Körper für Hörbehinderte tanzen lässt. Es ist unglaublich faszinierend ihr zuzuschauen und wenn Ihr ein paar Minuten Zeit habt, schaut Euch unbedingt dieses Video von ihr an. Den Untertitel könnt Ihr in der Leiste des Videos anschalten. 

Erste spielerische Art der Kommunikation mit Babygebärden


Auch meine beiden Kinder können einige Gebärden und ich habe mit ihnen bereits vor dem ersten Lebensjahr gebärdet. Es war unsere erste spielerische Art der Kommunikation und sie hat dazu geführt, dass ich meine Kinder bereits vor dem Spracherwerb gut verstehen konnte. 

Die Kinder unserer hörbehinderten Freunde gebärden alle fließend, für sie gehört es zum Alltag dazu und ich bin immer beeindruckt, wie geschickt schon die kleinsten Finger sind. 

Mein Sohn gebärdet als ganz Kleiner, dass sein Papa draußen einen Hasenstall für ihn baut
 
Die erste Gebärde meiner Tochter war mit 11 Monaten Ente, danach wurden es täglich mehr. Über das Gebärden mit Kindern gibt es auch sehr informative Internetseiten mit Gebärdenbeispielen, Videos und Buchtipps, wie „Sprechenden Hände“ und über Babysignal und "Zwergenhände" werden international auch Kurse in Babygebärden angeboten. 

Demnächst erzähle ich Euch dann mehr über die Unterschiede der Gebärdensprachen

Ganz liebe Grüße, 


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  1. Ach, danke für diesen Artikel! Auch ich bin daaaaaamals durch den Film ans Thema gekommen, habe mehrere VHS Kurse belegt... und schlussendlich sogar Gehörlosenpädagogik als ein Fach als Sonderpädagogin studiert. Leider... kann ich so gut wie gar nicht (mehr) gebärden. Sonderlich gut war ich nie, von fließend war ich meilenweit entfernt - aber spannend fand und finde ich es nach wie vor. Da in meinem Umfeld keine hörgeschädigten Geschweige denn gehörlose Menschen sind, blieb lange die Gebärdenkommunikation mit einer Freundin in der Disco die einzige Übung. Da wir nun in verschiedenen Städten wohnen, ist auch das weg. Gebärdet habe ich dann wieder mit meinem kleinen Baby und zwei Babyfreunden, und ja, es klappt, sie könnten früher Gebärden als Sprechen! Die erste Gebärde war „nochmal“. Mittlerweile tauchen ganz manchmal Fragen auf... „Mama wie geht Schmetterling?“, für mich völlig aus dem Nichts... und finde es sehr cool. Ich hoffe einfach, wenn sie mal jemanden trifft, der Gebärdet, dass sie sich schnell reinfuchst und wieder erinnert/neu lernt und es normal findet so zu quatschen.

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    1. Sehr gerne und ich finde Deinen beruflichen Lebensweg sehr spannend! Schade, dass so vieles verloren gegangen ist. Ich spüre aber auch, dass ich es immer wieder üben muss, um viele Gebärden nicht zu verlernen. Zum Glück habe ich sehr geduldige Freunde, die mir dann auch immer wieder helfen. Nochmal haben meine beiden Kinder auch so oft gebärdet :-).

      Alles Liebe und viele Grüße, Tanja

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  2. Viele wollten es wissen und keiner kommentiert, schade!
    Ich hatte bisher noch nicht mit Gebärdensprache zutun, finde ich aber sehr faszinierend, ich kann mir auch garnicht vorstellen, dass man sich damit richtig unterhalten kann.
    Eine tolle Sache deine Erfahrungen, die du damit gemacht hast, da lohnt es sich wirklich dabei zu bleiben und es seinen Kindern weiterzugeben.

    Liebe Grüße
    Sharon

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  3. Hallo liebe Sharon, es haben so viele auf Facebook und Instagram kommentiert, daher kommen hier so wenig Reaktionen. Aber ganz lieben Dank für deine Nachricht.

    Viele liebe Grüße Tanja

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  4. Vielen lieben Dank für den tollen Blogbeitrag über die Gebärdensprache. Es ist super gut gelungen!
    Herzlichst, die Gehörlosbloggerin Judith (gehörlosblog.de)

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